Da stimmt 90 Minuten lang jede Geste, jedes Gefühl, jede Betonung – egal ob als Solist oder in der Gruppe, ob sie tanzen oder singen.
Solange sich Schauspielschülerinnen und-schüler dermaßen die Seelen aus dem Leib spielen wie die des Theaters Der Keller, braucht man sich um den Bühnennachwuchs in Deutschland nicht zu sorgen. Das Stück „Angriffe auf Anne oder: Versuche über ein Leben" von Martin Crimp, das Donnerstag Premiere in der Siegburger Straße hatte, ist eine ebenso lust- wie anspruchsvolle Leistungsschau.
Die Schauspielschüler:innen erweisen sich als mitreißende Macht, die nicht nur auf der Bühne interagiert, sondern scheinbar auch das Geschehen auf den Rängen beobachtet. Mit berauschenden Chören und einem steten Wechsel zwischen Homogenität und plötzlichen Soli plädieren die Darsteller:innen für die Fortsetzung von Lebens(ver)suchen in einer lebensfeindlichen Welt. Die „Angriffe auf Anne“ hinterlassen unstillbare Wunden.
Die Mehrdeutigkeit, der von der Regie hier Raum gegeben wird, macht deutlich: Wir blicken nicht auf Anne, sondern in einen Spiegel.
[...] sich selbst im Anderen zu finden. Diese Saat geht in der Adaption am Theater der Keller vortrefflich auf.
Das Wechselspiel der Rollen mit insgesamt 17 Szenen ist wie gemacht, um bei dem jungen, durchweg hochtalentierten Ensemble ein Höchstmaß an Spielwitz zu wecken.